Publikation: Baumarkt 2018 // Perspektiven 2019

Die deutsche Bauwirtschaft setzte im Jahr 2018 mehr als 350 Mrd. € an Bauinvestitionen für die Volkswirtschaft um und damit fast 50% mehr als noch im Jahr 2010. Der Aufschwung hält im achten Jahr an. Und wir blicken auch angesichts der nachhaltigen Auftragslage optimistisch auf die Umsatzentwicklung im laufenden und kommenden Jahr.

Vorwort: Ein solch langanhaltendes Wachstum gab es in der Bauwirtschaft seit der Wiedervereinigung nicht. Die Jahre nach dem Mauerfall waren vor allen Dingen durch eine Neu-und Wiederaufbauphase in den neuen Ländern geprägt, in der die Bauunternehmen sowohl in Personal als auch Geräte mit der Erwartung eines langanhaltenden Aufschwunges deutlich investiert hatten. Doch bereits im Jahr 1996 setzte ein Anpassungsprozess der Kapazitäten ein, begleitet von vielen Insolvenzen und dem Verlust der Hälfte der Beschäftigten. Erst das Jahr 2011 markiert einen Wendepunkt in der Entwicklung.

Seither hat die deutsche Bauwirtschaft bereits wieder über 130.000 Beschäftigte neu eingestellt. Und die Bauunternehmen investieren auch wieder nachhaltig in Maschinen und Geräte. Seit 2010 haben sie diese Investitionen kontinuierlich um über 50% erhöht. Die Bauunternehmen treiben ihre Investitionen stärker voran als die übrigen Wirtschaftsbereiche.

Was gibt den Bauunternehmen nun wieder diese Zuversicht?

Gesperrte Brücken, unzureichend sanierte Straßen, eine ins Alter gekommene Infrastruktur, ein Investitionsstau bei Schulen und Kitas und ein ungedeckter Wohnraumbedarf: Der Slogan „Deutschland ist gebaut“ hatte sich Anfang der 2000er Jahre bei der Politik festgesetzt – und hat sich offensichtlich als unrichtig erwiesen. Deutschland hat einen erkennbar hohen Investitionsbedarf in Infrastruktur und Gebäude aber auch in den Breitbandausbau. Politisch ist das nun auch erkannt:

In dieser Legislaturperiode sind im Rahmen einer Wohnraumoffensive u.a. Maßnahmen zur Aktivierung von Bauland, der Planungsbeschleunigung und zum Baukindergeld beschlossen worden. Die Förderung des sozialen Wohnungsbaus kann wieder unter Beteiligung des Bundes fortgeführt werden. Der Bundesrat hat im Juli 2019 auch einer Regelung zur einer Sonder-Afa zum Mietwohnungsbau zugestimmt, die die Bundesregierung in der Sache bereits 2016 initiiert hatte.

Die Sanierung der Infrastruktur ist über einen Investitionshochlauf angeschoben. Wurden bis 2015 noch ca. 10 Mrd. Euro jährlich in die Infrastruktur investiert, wurde das Budget in den Folgejahren auf über 15 Mrd. Euro angehoben und verstetigt. Zudem erhalten finanzschwache Kommunen bis 2020 Mittel aus dem Kommunalinvestitionsförderfonds zur Sanierung der Infrastruktur und der Schulen.

Die Verbesserung dieser Rahmenbedingungen zeigt Wirkung. Die Bauoffensive ist erlebbar:

Wurden im Jahr 2010 gerade noch 160.000 Wohneinheiten fertiggestellt, so waren es 2017 und 2018 jeweils fast 300.000 WE. Jeder, der mit dem Auto unterwegs ist, kommt um sie nicht herum: die aktuell mehr als 500 Baustellen allein auf Autobahnen. Dazu bis zu 850 Baustellen pro Tag bei der Deutschen Bahn. Und die Bauoffensive braucht viel Personal. Personal, das wir stetig aufbauen und mit dem wir langfristig planen.

Die langanhaltende Investitionszurückhaltung hat schließlich dazu geführt, dass wir nun in allen Bereichen gleichzeitig „angreifen“ müssen. Dies in der Zukunft zu vermeiden verlangt, Rahmenbedingungen zu verstetigen, um ein adäquates, stetiges Investitionsniveau aufrecht zu erhalten.

Befristete Maßnahmen im Wohnungsbau, wie die Sonder-Afa geben keine Sicherheit für einen nachhaltigen Kapazitätsaufbau. Gutachten zeigen, dass die Anpassung der linearen Afa dauerhaft von 2% auf 3% sachlich gerechtfertigt ist. Sie sollte umgesetzt werden.

Bei der Infrastruktur ist es erforderlich, dass trotz Ausbleiben der erwarteten Mauteinnahmen aus der geplanten PKW-Maut nun die Investitionslinien bei der Infrastruktur bei gut 15 Mrd. Euro jährlich, wie auch im Bundesverkehrs-wegeplan 2030 veranschlagt, vom Bund weiter bereitgestellt werden.

Bei allen anstehenden politischen Entscheidungen, wie z.B. zum Klimaschutz, zum Gebäudeenergiegesetz, zum Mietrecht, oder zur Grundsteuer sollten sich daraus ergebende Veränderungen auf die Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit von Investitionen geprüft werden.

Die Bauunternehmen sind mit vollen Auftragsbüchern in das Jahr 2019 gestar-tet. Unsere aktuellen Umfragen im Verbandsbereich zeigen, dass die Bauunternehmen intensiv an den Herausforderungen in allen Bausparten arbeiten. Sie erwarten im Jahresverlauf eine gute Geschäftsentwicklung. Auf Basis der per April erreichten Umsatzentwicklung und der positiv zu bewertenden Vorlaufindikatoren passt der ZDB seine Prognose zur Umsatzentwicklung für 2019 von ca. +6,0 % auf ca. +9,0 % an.

Die Bauwirtschaft steht vor großen Herausforderungen – und sie steht zu ihrer Verantwortung, notwendige Investitionen in die Infrastruktur und den Wohnungsbau umzusetzen.